Funktionsweise passiver Mikroklima-Vitrinen

Vorwort

Kunstwerke unterliegen natürlichen Alterungsprozessen, die jedoch durch optimale Lagerung erheblich verlangsamt werden können. Neben mechanischen Beeinflussungen sind es vor allen Dingen klimatische Wechselwirkungen, die den fortschreitenden Materialzerfall beschleunigen. Dies trifft heute in verstärktem Maße zu, da wir heutzutage in modernen Räumlichkeiten ganz neue Klimasituationen geschaffen haben. Gebäude sind dichter geworden, die Temperaturen sind durch Beheizung gestiegen, wodurch in der Regel auch die relative Luftfeuchte stark gesunken ist. Neben anderen ebenfalls wichtigen Faktoren, wie Beleuchtung sind dies jedoch  diejenigen, die mit Abstand am nachhaltigsten auf die Kunstobjekte negativ einwirken.

 

Neben aktiven, Klimasteuerungssystemen, wie sie in größeren Museen zum Standard gehören, kann es jedoch auch notwendig sein, einzelne Objekte mit abweichenden "Klimabedürfnissen" zu präsentieren, ohne unmittelbar den gesamten Raum dahin gehend anzupassen. In gleichem Maße ist dies auch für kleinere Museen bzw. Sammlungen, oder gar Privatpersonen interessant, die sich aus ökonomischen, oder räumlichen Gründen keine aufwendigen Systeme erlauben können.

Hier können nun alternativ passive, objektbezogene Systeme zum Einsatz kommen. Diese nur auf das einzelne Kunstobjekt bezogenen Mikroklima-Vitrinen bieten ein probates Mittel solche problematischen Objekte explizit vom umgebenden Raumklima abzukoppeln und nachhaltig zu stabilisieren und zu schützen.

Unsere Mikroklima-Vitrinen können zum Beispiel bei Tafelgemälden direkt in den Zierrahmen eingefügt werden, sodass der ästhetische Eindruck des Objektes nicht gestört wird. Falls ein kostbarer Zierrahmen mit in die Vitrine einbezogen werden muss, ist dies ebenfalls möglich, da die Vitrinen genau auf das Objekt „zugeschnitten“ werden können. Für kleinere Skulpturen und andere Artefakte ist das System gleichermaßen geeignet und individuell realisierbar. Für eine klimaunabhängige Lagerung in Magazinen, oder Depots, können ebenfalls optisch vereinfachte Konstruktionen angeboten werden.

Funktionsweise

Tafelgemälde von Frans Hals mit in den Zierrahmen integrierter Mikroklima-Vitrine für eine klimaunabhängige Lagerung

Die Steuerung der relativen Luftfeuchte des hierbei absolut dichten Vitrinen-innenraumes wird bei einem passiven System von einem Feuchtepuffer übernommen. Bei diesen Materialien handelt es sich um hochwertige Silicagele (SiO2, Siliziumdioxid), die in entsprechender Konditionierung den Feuchtewert im Vitrineninnenraum stabilisieren. Bei Schwankungen der umgebenden Temperatur sind die Puffer in der Lage den eingestellten Feuchte-wert mit einer Toleranz von bis zu 1% rF zu erhalten. Das Puffermaterial hat eine Lebensdauer von rund 3 Jahren. Danach können sich die Toleranzen vergrößern und es sollte ein Austausch erfolgen.

 

Auf der Frontseite der Vitrinen werden interferenz-optisch entspiegelte Gläser verwendet, um beim Betrachten der Kunstobjekte Spiegelungen zu vermeiden und eine bestmögliche Farbwiedergabe zu gewährleisten. Zusätzlich können Gläser mit einer bis zu 97% UV-Sperrung zur Anwendung kommen.

 

Zur Vitrinenklimaüberwachung stehen spezielle, funkgesteuerte Sensoren und Datenlogger, zur kontinuierlichen Aufzeichnung und Auswertung zur Verfügung. Über sogn. Gateways ist es darüber hinaus möglich, diese von jedem Ort der Welt über das Internet zu überwachen. >>> siehe Konstruktion

 

Grenzen des Systems

Probleme können sich bei Objekten mit erkennbarer Schimmelbildung einstellen, insbesondere dann, wenn zu einer Stabilisierung des Objektes Feuchtewerte über 60% rF erforderlich sind, was eine weitere Ausbreitung des Schimmels forcieren würde.

 

Auch zu großformatige und flache Vitrinen stoßen aufgrund des Biegeverhaltens der Frontgläser und des dann zu geringen Abstandes zum Objekt an Grenzen. Trotz Druckausgleichsmembranen können auch Schwankungen des atmosphärischen Drucks auf die Glasflächen zu Materialproblemen führen (Pumpverhalten).


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